Die Frage, ob sich die erlebten italienischen Geschehnisse auch in Deutschland wiederholen könnten, hat heute auch den Tagesspiegel beschäftigt. Paul Kreiner und Wolfgang Prosinger, der vor wenigen Monaten in seinem Buch Tanner geht über den Freitod eines Mannes mithilfe von Dignitas berichtet hat, fassen die Ereignisse der letzten Tage kurz zusammen und wagen die These: “ Die aufgeregte Debatte, die in Italien um den Fall Englaro entbrannt ist, wäre auch in Deutschland jederzeit denkbar.“
Angesichts der divergierenden Gesetzeslage gerade in Bezug auf die passive Sterbehilfe stellen sie zugleich aber auch fest: „Die rationale, juristische Basis für solche Emotionen ist in Deutschland vollkommen anderer Art als in Italien.“ Denn da die passive Sterbehilfe in Deutschland legalisiert ist, wäre ein Abschalten der Geräte letztlich hierzulande alles andere als ein Skandal, sondern längst akzeptierte Praxis.
Was bleibt ist die beiderorts fehlenede gesetzliche Regelung zur Patientenverfügung. Die drei derzeit im Bundestag diskutierten Vorschläge von Bosbach, Zöllner und Stünker werden abschließend kurz vorgestellt.
Bereits einen Tag zuvor hatte Wolfgang Prosinger ebenfalls im Tagesspiegel in einem Kommentar den Fall Englaro zum Anlass genommen, sich mit deutlichen Worten für den unbedingten Vorrang des Patientenwillen über einen „abstrakten Normschutz“ auszusprechen.
Dies wiederum könnte durchaus der Auftakt zu einer höchst emotionalen Debatte auch in Deutschland werden.
http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/auf-den-punkt/Sterbehilfe;art15890,2727724